Österreichisches Bundesheer: Unterschied zwischen den Versionen

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Bei Mogersdorf versammelten sich am 28. Oktober ca. 1 000 Ungarn, um mit den Südburgenländern die scheinbar gewonnene Freiheit zu feiern. Die örtliche Gendarmerie und eine Feldjägerkompanie konnten die Ungarn erst am späten Abend auf ungarisches Territorium abdrängen. Um die Staatsgrenze "sichtbar" zu machen, wurde sie mit rot-weiß-roten Fahnen markiert.
 
Bei Mogersdorf versammelten sich am 28. Oktober ca. 1 000 Ungarn, um mit den Südburgenländern die scheinbar gewonnene Freiheit zu feiern. Die örtliche Gendarmerie und eine Feldjägerkompanie konnten die Ungarn erst am späten Abend auf ungarisches Territorium abdrängen. Um die Staatsgrenze "sichtbar" zu machen, wurde sie mit rot-weiß-roten Fahnen markiert.
  
Die ungarischen Revolutionäre glaubten am 31. Oktober noch, die sowjetische Armee endgültig aus Ungarn vertrieben zu haben. Somit begann die ungarische Regierung unter Imre Nagy kurzzeitig zu amtieren. Nachdem Truppen des Warschauer Paktes am 1. November Budapest eingeschlossen und die wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in Besitz genommen hatten, erfolgte ab dem 4. November der Gegenangriff der Sowjets. Ein großer Flüchtlingsstrom in Richtung österreichischer Grenze setzte ein.
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[[Bild:Bruecke-von-andau-zerstoerung.jpg|thumb|Gesprengte Brücke von Andau]]Die ungarischen Revolutionäre glaubten am 31. Oktober noch, die sowjetische Armee endgültig aus Ungarn vertrieben zu haben. Somit begann die ungarische Regierung unter Imre Nagy kurzzeitig zu amtieren. Nachdem Truppen des Warschauer Paktes am 1. November Budapest eingeschlossen und die wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in Besitz genommen hatten, erfolgte ab dem 4. November der Gegenangriff der Sowjets. Ein großer Flüchtlingsstrom in Richtung österreichischer Grenze setzte ein.
 
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Vorrangig unterstützte das Bundesheer nun die Exekutive beim Erfassen und der Betreuung der vielen ungarischen Flüchtlinge, die ab dem 6. November in immer größerer Zahl bei der Brücke von [[Andau]] und beim [[Einser-Kanal]] österreichischen Boden betraten. Insgesamt flüchteten über 200.000 Ungarn ins Ausland. Die [[Brücke von Andau]] war für viele der letzte mögliche Weg in die Freiheit.  
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Vorrangig unterstützte das Bundesheer nun die Exekutive beim Erfassen und der Betreuung der vielen ungarischen Flüchtlinge, die ab dem 6. November in immer größerer Zahl bei der Brücke von [[Andau]] und beim [[Einser-Kanal]] österreichischen Boden betraten. Insgesamt flüchteten über 200.000 Ungarn ins Ausland. Die [[Brücke von Andau]] war für viele der letzte mögliche Weg in die Freiheit.
  
 
== Assistenzeinsatz im Burgenland ==
 
== Assistenzeinsatz im Burgenland ==

Version vom 6. November 2008, 21:57 Uhr

Der spätere Brigadier Nick Horvath auf Patrouille
Das Österreichische Bundesheer (oft auch nur als "Bundesheer" bezeichnet) ist die die bewaffnete Streitmacht der Zweiten Republik Österreich. Dem Bundesheer obliegt die militärische Landesverteidigung. Sie ist Teil der österreichischen Bundesverwaltung und steht gemäß Artikel 80 B-VG unter dem Oberbefehl des Bundespräsidenten. Die Befehlsgewalt über das Bundesheer übt der Bundesminister für Landesverteidigung aus.

Einsatz in der Ungarn-Krise 1956

Am 23. Oktober 1956 brach in Ungarn ein Volksaufstand aus, der am 5. November von den sowjetischen Truppen niedergeschlagen wurde. Über 200.000 Ungarn flüchteten damals ins Ausland.

Am 27. Oktober befanden sich zur Grenzsicherung vier Alarmkompanien im Raum Bruck/Leitha und Neusiedl, drei Alarmkompanien im Raum Wr. Neustadt, Eisenstadt und im Mittelburgenland drei Alarmkompanien und zwei Schützenzüge in der Oststeiermark und im Südburgenland. Das Bundesheer sollte vorerst die Organe der öffentlichen Sicherheit bei der Übernahme eines Flüchtlingsstroms größeren Ausmaßes unterstützen und ein Übergreifen von Feindseligkeiten auf österreichisches Staatsgebiet verhindern. Bei Mogersdorf versammelten sich am 28. Oktober ca. 1 000 Ungarn, um mit den Südburgenländern die scheinbar gewonnene Freiheit zu feiern. Die örtliche Gendarmerie und eine Feldjägerkompanie konnten die Ungarn erst am späten Abend auf ungarisches Territorium abdrängen. Um die Staatsgrenze "sichtbar" zu machen, wurde sie mit rot-weiß-roten Fahnen markiert.

Gesprengte Brücke von Andau
Die ungarischen Revolutionäre glaubten am 31. Oktober noch, die sowjetische Armee endgültig aus Ungarn vertrieben zu haben. Somit begann die ungarische Regierung unter Imre Nagy kurzzeitig zu amtieren. Nachdem Truppen des Warschauer Paktes am 1. November Budapest eingeschlossen und die wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in Besitz genommen hatten, erfolgte ab dem 4. November der Gegenangriff der Sowjets. Ein großer Flüchtlingsstrom in Richtung österreichischer Grenze setzte ein.

Vorrangig unterstützte das Bundesheer nun die Exekutive beim Erfassen und der Betreuung der vielen ungarischen Flüchtlinge, die ab dem 6. November in immer größerer Zahl bei der Brücke von Andau und beim Einser-Kanal österreichischen Boden betraten. Insgesamt flüchteten über 200.000 Ungarn ins Ausland. Die Brücke von Andau war für viele der letzte mögliche Weg in die Freiheit.

Assistenzeinsatz im Burgenland

Am 4. September 1990 erfolgte über Antrag des Bundesministeriums für Inneres (BMI) ein einstimmiger Beschluß des Ministerrates, mit welchem dem Bundesheer der Auftrag zur Überwachung der Staatsgrenze im Burgenland zu Ungarn im Einsatzraum zwischen Deutschjarndorf und Lockenhaus für eine Dauer von max. 10 Wochen erteilt wurde. Ab 17. September wurde der Einsatzraum im Norden bis zur Donau ausgeweitet. Knapp 6 Wochen später, am 13. November 1990 ordnete die Bundesregierung die Fortsetzung des Assistenzeinsatzes für weitere 26 Wochen an. Am 26. Februar 1991 erfolgte eine nochmalige Verlängerung des Assistenzeinsatzes an der Staatsgrenze bis Ende 1991.

Nachfolgend wurde der Assistenzeinsatz auf Lockenhaus und die Dreiländerecke im Südburgenland als Überwachungsabschnitt "Süd" ausgedehnt , der an die Überwachungsabschnitte "Nord" und "Mitte" anschließt. Der einst nur für 10 Wochen geplante Assistenzeinsatz wurde sukzessive mit Ministerratsbeschlüssen verlängert. Nach einem Turnussystem wurden dabei die meisten Einheiten aus allen österreichischen Bundesländern zur „Grenzraumüberwachung“ (kurz: GRÜ) an die damaligen österreichischen Schengen-Außengrenzen geschickt.

Nachdem in Ungarn mit 21. Dezember 2007 das Schengener Abkommen in Kraft trat, wurde ein neuer, vom Ministerrat beschlossener "sicherheitspolizeilicher Assistenzeinsatz nach Schengenerweiterung" (SihPol AssE/SchE) an diesem Tag in Kraft gesetzt. Die Zulässigkeit einer Grenzsicherung durch das österreichische Bundesheer mit diesen sicherheitspolizeilichen Aufgaben ist jedoch juristisch umstritten. Die Landeshauptleute des Burgenlandes, und jüngst von Niederösterreich, sprachen sich aber dafür aus. Auch im Rahmen der Euro 2008 kam es zu einer befristeten Sistierung des Abkommens und damit der Wiedereinführung von Grenzkontrollen.

Die Gesamtlänge der österreichischen Grenze gegenüber Ungarn beträgt 354 km. Inklusive des niederösterreichischen Grenzraumes zwischen Kittsee und Berg wurden rund 380 km Grenze vom Bundesheer überwacht. Mit der Ausdehnung des Assistenzeinsatzes entlang der March im September 1999 kamen weitere 74 km überwachter nasser Grenze dazu. Das heißt, Soldaten des Bundesheeres stehen an insgesamt mehr als 450 km österreichischer Außengrenze im Einsatz. Im Durchschnitt befanden sich bis August 1993 jeweils ca. 1.700 bis 1.900 Soldaten des Bundesheeres im Assistenzeinsatz.

Unter Zugrundlegung von einjährigen Beobachtungszeiträumen (Sept. bis Sept. des Folgejahres) griff das Bundesheer 1990/91 9455 illegale Grenzgänger, 1991/92 9708, 1992/93 5269, 1993/94 3861, 1994/95 3659, 1995/96 5045, 1996/97 5483, 1997/98 5859, 1998/99 7831, 1999/00 7021, 2000/01 9752 und 2001/02 bis dato 2089 Personen auf.

Fotos Assistenzeinsatz Burgenland

Literatur

Weblinks