Basilika Frauenkirchen

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Basilika Frauenkirchen
Die Basilika Frauenkirchen wurde ab 1695 als Stiftung Paul Esterházys von Francesco Martinelli errichtet und gilt in ihrer Einheit von Bau, Ausstattung und Einrichtung als schönster barocker Kirchenraum und bedeutendste Wallfahrtskirche des Burgenlandes.

Seit dem Mittelalter bildet die barocke Basilika "Maria auf der Heide" in Frauenkirchen mit dem angeschlossenen Franziskanerkloster das geistige und religiöse Zentrum des Seewinkels. Der auf einer Grünanlage vor der Basilika angesiedelte Kalvarienberg ist in seiner Form einzigartig. Besondere Berücksichtigung verdienen die Wandmalereien von Antonio Colomba und die repräsentativen Räume des Franziskanerklosters.

Basilica Minor

Frauenkirchen wurde 1990 zur Basilica Minor und damit zur ersten Basilika im Burgenland erhoben. Basilica minor ist ein besonderer Ehrentitel, den der Papst einer bedeutenden Kirche unabhängig von ihrem Baustil verleiht.

Äußeres

Die Basilika ist 53 m lang, die Höhe der zwei Türme beträgt ebenfalls 53 m. Das Kirchenschiff ist 18,5 m breit und 23 m hoch. Zu beiden Seiten des Kirchenschiffes befinden sich je vier Seitenaltäre. Der einheitliche Barockbau wird von der Doppelturmfassade geprägt. Die dreigeschossigen Türme werden von Doppelzwiebelhelmen mit Laternen bekrönt. Der dazwischen liegende zweigeschossige Giebelrisalit ist leicht vorgezogen. Die Fassade ist durch flach gestufte Pilaster, im Erdgeschoss ionisch, oben korinthisch, gegliedert. Über dem Portal steht eine steinerne Madonna in einer Nische. Die Datierung „1240“ ist nicht authentisch, sondern bezieht sich auf das legendäre Alter der Gnadenstatue. Der Fassadengiebel wird durch einen zwischen Engel stehenden hl. Erzengel Michael bekrönt. Neben dem hohen Langhaus sind Seitenkapellen angebaut. Der stark eingezogene Chor mit flachem Schluss ist gleich hoch wie das Langhaus (aus: Bedeutende Wallfahrten, Kirchen und Kapellen, Band II: Niederösterreich und Burgenland, Journal-Verlag).

Innenraum

In ihrer Einheitlichkeit von Bau, Ausstattung und Einrichtung ist die Basilika der schönste barocke Kirchenraum des Burgenlandes. Der vierjochige helle Raum hat nicht weniger als acht Seitenaltäre mit darüber liegenden Emporen. Überwölbt ist die Basilika von einer reich verzierten und bemalten Stichkappentonne. Als Maler des reichen Freskenschmuckes, der die Rosenkranzgeheimnisse und zahlreiche Heilige des Franziskanerordens darstellt, ist Luca Antonio Columba ausgewiesen. Die Stuckarbeiten schuf Pietro Antonio Conti. Der Hochaltar täuscht auf einer bemalten Holzwand in typisch barocker Manier einen mächtigen Marmoraufbau vor. Unter einem Baldachin steht im Zentrum die Gnadenstatue. Flankiert wird das gotische Werk von mächtigen Figuren der heiligen Könige Stephan und Ladislaus. Das Ovalbild im Obergeschoss zeigt Gott Vater mit dem Hl. Geist, bekrönt vom hl. Josef, seitlich die Eltern der Gottesmutter, Anna und Joachim. Die Seitenkapellen sind in Stuck, Fresken und Altären jeweils gegenüberliegend ähnlich gestaltet. In der ersten Kapelle vorne steht der Marienaltar mit dem ursprünglichen Gnadenbild, dem sogenannten „Maria lactans“, einer stillenden Madonna, das historisch schwer einzuordnen ist. Der Altar in der nächsten Seitenkapelle ist dem hl. Franziskus geweiht. Es folgt der Jakobusaltar, der in seinem hervorragenden Altarblatt das Martyrium des Heiligen darstellt. Das Bild auf dem Georgsaltar zeigt den hl. Georg im Kampf mit dem Drachen. Die hinterste linke Seitenkapelle ist als Fatimakapelle gestaltet. Wenn man den Rundgang auf der rechten Seite fortsetzt, betritt man zuerst die Kapelle mit dem Barbaraaltar, dann die Kapelle mit dem Altar der hl. Magdalena, dessen Altarblatt zu den besonderen barocken Kunstwerken der Kirche zu zählen ist. Der Wand- und Altarschmuck der nächsten Kapelle verehrt den hl. Antonius. Die vorderste Kapelle auf der rechten Seite birgt den Herz-Jesu-Altar. Links vorne, unmittelbar vor dem Hochaltar, ragt ein kleiner Erker, das Oratorium des Fürsten Esterhàzy, hervor. Die Kanzel mit reichem Figurenschmuck entstand 1713. Das vielleicht bedeutendste Schnitzwerk des Burgenlandes ist die Priestersedilie, in ihrem Reichtum dadurch erklärbar, dass sie einst als Hochaltar diente. Nach dem Rundgang durch die Kirche lohnt sich auch ein Besuch des Klosters. Dorthin gelangt man durch die Anbetungskapelle, das ursprüngliche Refektorium der Patres, links vom Volksaltar. Das Altarblatt stammt von 1697 und stellt das Letzte Abendmahl dar. Die anderen Ölbilder zeigen das Leiden und die Auferstehung des Herrn. Im Kloster ist vor allem das jetzige Refektorium (Speisesaal) mit den originalen Intarsien und Ölgemälden sehenswert. Besonders wertvoll sind die Stirnbilder von Stefan Dorffmeister (aus: Bedeutende Wallfahrten, Kirchen und Kapellen, Band II: Niederösterreich und Burgenland, Journal-Verlag).

Kreuzweg auf den Kalvarienberg

Der künstlich angelegte Kalvarienberg Frauenkirchen an der Westseite der Basilika entstand um das Jahr 1685. Schneckenförmig windet er sich zu einem Plateau empor, aus dem eine kolossale steinerne Kreuzigungsgruppe aus dem Jahre 1759 in den Himmel ragt. Die Kapellen zeigen in Steinreliefs Stationen der Leiden des Erlösers.

Geschichte

Es ist unklar, seit wann die Kirche am heutigen Ort steht. Es gibt Vermutungen, wonach schon ein vorchristliches Aphroditeheiligtum besand, das nach der Christianisierung als Marienheiligtum weitergelebt hat. In einer verschollenen Urkunde von 1335 wird Frauenkirchen als viel besuchter Wallfahrtsort beschrieben. Diese Kirche wurde im Türkenjahr 1529 zerstört, das Gnadenbild blieb jedoch wie durch ein Wunder unversehrt. Nach der Zerstörung blieb die Kirche über 100 Jahre eine Ruine. Erst als sie in den Besitz des Hauses Esterhàzy kam, wurde die Kirche wieder aufgebaut. Franziskanerpatres wurden zur seelsorgerischen Betreuung der Menschen geholt.

1680 waren die Wiederaufbauarbeiten Kirche und Kloster fertig. Doch schon drei Jahre später zerstörten die Türken Kirche und Kloster erneut. Als Paul Esterhàzy 1687 in den Fürstenstand erhoben wurde, gelobte er, in Frauenkirchen eine Kirche zu Ehren der Gottesmutter zu errichten.

1695 wurde unter Baumeister Francesco Martinelli mit dem Neubau der Kirche begonnen. 1702 konnte sie geweiht werden. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gnadenbild in Wien verwahrt. Dass die Kirche ein Jahrzehnt russische Besatzung unbeschadet überstand, ist dem Geschick des damaligen Pfarrers zu verdanken. Seit damals wurde die Kirche innen und außen gründlich saniert.

Gnadenbild

Am Hochaltar erblickt man die aus Lindenholz geschnitzte Gnadenstatue, die aus dem Jahre 1240 stammen soll. Bis 1661 in der Burgkapelle von Forchtenstein verehrt, wurde sie im gleichen Jahre in einer feierlichen Prozession nach Frauenkirchen gebracht und daselbst aufgestellt. Die Kirche wurde im 16. und 17. Jahrhundert zweimal in Schutt und Asche gelegt, doch das hölzerne Gnadenbildnis überstand das Feuer beide Male unversehrt. Dem Gnadenbild gelten heute vor allem Pilgerprozessionen.

Kontakt

Kloster und Pfarre der Franziskaner, Kirchenplatz 2, A-7132 Frauenkirchen, Tel.: +43 (2172) 2224, Fax: +43 (2172) 222411