Schilf

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Schilf, eigentlich Schilfrohr (Phragmites communis), ist ein Süßgras, das hauptsächlich im Uferbereich stehender oder langsam fließender, seichter Gewässer vorkommt.

Vorkommen

Schilf findet sich vornehmlich in feuchter Umgebung, am häufigsten im Uferbereich von Steppenseen, da deren schlammiger, stickstoffhaltiger Boden für das Schilf den passenden Untergrund bietet. Die Vermehrung erfolgt durch bis zu 20 Meter lange Ausläufer, sodass weite Schilfbestände aus einer einzigen Pflanze entstehen können und sich zu einem mehrere Kilometer breiten Schilfgürtel ausbilden können. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen trägt das zur Verlandung des Gewässers bei.

Wirtschaftliche Nutzung

Schilfrohr wird wirtschaftlich unter anderem als Dachdeckmaterial und zunehmend auch zur Wärmegewinnung genutzt. Zahlreiche Hütten in der Ruster Bucht sind mit Schilf gedeckt.

Schilfgürtel am Neusiedler See

Der Schilfgürtel des Neusiedler Sees ist der zweitgrößte zusammenhängende Schilfbestand Europas, lediglich jenes des Donaudeltas ist größer. Es hat sich in seiner heutigen Form ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ausgebildet und beläuft sich heute auf etwa 178 Quadratkilometer. Niedrigwasserstände nach der Regulierung durch den Einserkanal und Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft und den umliegenden Ortschaften haben wesentlich das Wachstum des Schilfrohrs gefördert.

Der Schilfgürtel besteht praktisch aus einer einzigen Pflanzenart. Eine gewisse Abwechslung bietet das Wechselspiel zwischen Kanälen und freien Wasserflächen mit Schilfbeständen verschiedenen Alters. Im Schilf sedimentieren in den See eingetragene Nähr- und Schadstoffe, sodass der Schilfgürtel gewissermaßen als natürliche Kläranlage dient. Daraus erklärt sich auch die bräunliche Wasserfärbung und die im Vergleich zum Freiwasserbereich des Neusiedler Sees hohe Sichttiefe. Hier finden organische Abbauprozesse statt und in den geschützten Kanälen kann der Wind das Wasser nicht ständig aufwirbeln.

Der Schilfgürtel bietet Lebensraum für eine Unzahl wirbelloser Tiere, Säugetiere und Vögel. Den meisten Fischarten des Neusiedler Sees dient der Schilfgürtel als Laichplatz.

Aus dem Schilfgürtel haben sich einige Inseln in Ufernähe herausgebildet.