Volksabstimmung 1921

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Plakat des Ödenburger Heimatdienstes
In der Volksabstimmung 1921, abgehalten am 14. Dezember 1921 in Ödenburg und Umgebung, wurde entschieden, dass die Stadt Ödenburg, (ungarisch Sopron) und die umliegenden Dörfer bei Ungarn verblieben.

Die Venediger Protokolle vom 13. Oktober 1921, abgeschlossen zwischen Österreich und Ungarn, verboten Agitation vor der Abstimmung ausdrücklich. Ein Umstand, der nicht verhindern konnte, dass die Abstimmung von österreichischer und ungarischer Seite propagandistisch umfassend vorbeitetet wurde. Flugzettel, individuelle Plakate, Gerüchte, Drohungen, Irreführung und Polemik waren an der Tagesordnung.

Abstimmung

Von den laut ungarischen Wahllisten 27.069 Berechtigten machten 24.063 von ihrem Wahlrecht Gebrauch, 502 Stimmen waren ungültig: 15.338 hatten für Ungarn, 8.223 für Österreich gestimmt. In der Stadt Sopron/Ödenburg selbst hatten 72,8 % für Ungarn gestimmt, in den Ortschaften der Umgebung nur 45,4%, was auch hieß, dass einige Gemeinden – Fertőrákos/Kroisbach, Ágfalva/Agendorf, Balf/Wolfs, Harka/Harkau, Sopronbánfalva/Wandorf – gegen Ungarn gestimmt hatten, aber dennoch mit Ödenburg bei Ungarn verblieben.

Abstimmungsergebnis

Stimmbezirke Stimmberechtigte Abgegebene Stimmen davon ungültig für Österreich [%] für Ungarn [%]
Ödenburg / Brennberg 18.994 17.298 351 4.620 27.2 12.327 72.8
Agendorf 1.148 848 18 682 82.2 148 17.8
Harkau 668 581 9 517 90.4 55 9.6
Holling 349 342 11 74 22.3 257 77.7
Kohlnhof 948 813 30 243 30.0 550 70.0
Kroisbach 1.525 1.370 33 812 60.7 525 39.3
Wandorf 1.538 1.177 35 925 81.0 217 19.0
Wolfs 668 595 17 349 60.4 229 39.6
Zinkendorf 1.041 1.039 8 5 - 1.026 100.0
Insgesamt 26.879 24.063 512 8.227 34.9 15.334 65.1

Beurteilung / Fälschung

Österreichische Darstellungen beschreiben - unter Berufung auf ein Buch von Viktor Miltschinsky - den Ablauf der Volksabstimmung als Betrug und Fälschung. Danach seien Wählerlisten von den ungarischen Behörden gefälscht worden, 2.000 Flüchtlinge hätten an der Wahl nicht teilnehmen können und circa 2.800 Deutschsprachige seien am Abstimmen gehindert worden. Ein vertraulicher Bericht des ungarischen Vertreters in der Wahlkommission, Frigyes Villani, bestätigt viele der Anschuldigungen von Miltschinsky.

Literatur

  • Viktor Miltschinsky, Das Verbrechen von Ödenburg. Wien: Kommissionsverlag Literaria 1922
  • Gerald Schlag, Die Grenzziehung Österreich-Ungarn 1922/23. In: Burgenland in seiner pannonischen Umwelt. Festgabe für August Ernst. Eisenstadt 1984, 333-346
  • Oskar Helmer, 40 Jahre Burgenland. Ein Land wählt die Freiheit. Wiener Volksbuchhandlung, Wien 1961