Brücke von Andau
Die Brücke von Andau ist eine kleine Holzbrücke über den Einserkanal im Grenzgebiet von Österreich und Ungarn nahe der Ortschaft Andau. Sie erlangte zwischenzeitig auch filmisch gewürdigte Berühmtheit, als nach der Niederschlagung des ungarischen Volksaufstands zehntausende Menschen über die Brücke nach Österreich flüchteten.
Geschichte
Bis 1956 wurde die Brücke von Andau den örtlichen Landwirten im Seewinkel als Hilfsbrücke zur Erreichung ihrer Felder, die vielfach auf beiden Seiten der Grenze lagen, um den den Einserkanal zu überqueren.
Berühmtheit erlangte die Brücke von Andau im Jahr 1956. Am 23. Oktober 1956 brach in Ungarn ein Volksaufstand aus, der am 5. November von den sowjetischen Truppen niedergeschlagen wurde. Über 200.000 Ungarn flüchteten damals ins Ausland. Die Brücke von Andau war für viele der letzte mögliche Weg in die Freiheit.
In der Ortschronik von Andau findet sich dazu folgender Eintrag:
- Am Sonntag, dem 5. November hörte man wieder das Dröhnen der Panzermotoren und das Rasseln der Ketten der Panzerfahrzeuge, die sich der Staatsgrenze näherten. Die Bevölkerung hielt den Atem an und fragte sich, was geschehen würde. Unsere Feuerwehrmänner zogen zur Grenze und markierten diese mit rot-weiß-roten Fahnen...In den nächsten Tagen kamen die ersten Flüchtlinge. Von Tag zu Tag schwoll der Flüchtlingsstrom an. Zu Tausenden kamen sie aus ganz Ungarn über den Einserkanal nach Andau, in die Freiheit des Westens.
Während die Unruhen und Kämpfe in Ungarn weitergehen, protestieren in Krakau (Polen) tausende Menschen gegen die sowjetische Invasion Ungarns. In Wien rechnete man zu dieser Zeit mit einer Invasion sowjetischer Truppen. Dem Österreichischen Bundesheer wurde daher – getarnt als Übung – der taktische Rückzug an die Linie Wien-Semmering befohlen. Gleichzeitig erging der Befehl alle Donaubrücken in Nieder- und Oberösterreich zur Sprengung vorzubereiten.
Vorrangig unterstützte das junge österreichische Bundesheer in einer ersten Bewährungsprobe nach dem Zweiten Weltkrieg die Exekutive vorbildlich beim Erfassen und der Betreuung der vielen ungarischen Flüchtlinge, die ab dem 6. November in immer größerer Zahl österreichischen Boden betraten. Internationale Medien wie Fox ("Tönende Wochenschau") und CBS berichtetet über die Geschehnisse vor Ort.
Infolge der Ereignisse wurde die Brücke am 21. November 1956 von sowetischen Soldaten gesprengt.
Zum Gedächtnis wurde 40 Jahre später die Neue Brücke von Andau in Zusammenarbeit ungarischer und österreichischer Soldaten errichtet und am 14. September 1996 eröffnet.
Die Fluchtstraße
Als „Fluchtstraße“ wird der rund 9 km lange Weg zwischen der Brücke und Andau genannt. Entlang dieses Weges haben zwischenzeitig Künstler aus aller Welt mit ihren Skulpturen und Installationen eine einmalige Freiluftgalerie geschaffen.
Film
Literatur
- James A. Michener, Die Brücke von Andau, Droemer Knaur, 1985
- Erwin A. Schmidl, Die Ungarnkrise 1956 und Österreich, Böhlau, 2003
- Wolfgang Etschmann et al, An der Grenze: Der erste Einrückungstermin des Bundesheeres und der Einsatz während der Ungarnkrise 1956, Vehling Verlag, 2006