Gelse
Die Gemeine Gelse (Culex pipiens) ist die am Neusiedler See und auch in Europa meist vorkommende Gelsenart. Manchmal wird sie auch als Stechmücke bezeichnet. Weltweit gibt es etwa 2.700 Arten, allein in Österreich kommen 40 Arten vor.
Gelsen bevölkern seit 170 Millionen Jahren die Erde.
Aussehen
Die Gelse hat einen drei bis sieben Millimeter langen schlanken Körper mit schmalen Flügeln und langen Beinen. Der Hinterleib ist dunkelbraun und weiß gebändert. Das Weibchen ist durch den Rüssel vom Männchen zu unterscheiden. Während das weibliche Tier über einen Stechrüssel verfügt, welcher zum Saugen von Blut verwendet wird, hat das Männchen lediglich einen Saugrüssel.
Nahrung
Das Weibchen ernährt sich von Nektar und Blut von Menschen, Säugetieren und Vögeln. Die Nahrung des Männchens besteht ausschließlich aus Nektar und Pflanzensäften, daher hat auch nur das weibliche Tier einen Stechrüssel.
Lebensweise und Verhalten
Gelsen schließen sich meist zu Schwärmen, die vorwiegend aus männlichen Tieren bestehen, zusammen. Die Fluggeschwindigkeit kann 1,5 bis 2,5 km/h betragen, wobei die Flughöhe sehr unterschiedlich ist. Sie hängt von den Wetterbedingungen ab: Ist es warm und windstill, kann eine Flughöhe von über 100 Metern über dem Boden erreicht werden, da die thermischen Aufwinde genützt werden. Bei kühlem, windigem Wetter hingegen, fliegt die Gelse meist nur kurze Distanzen in Bodennähe.
Am Neusiedler See sind vor allem Schwalben natürliche Feinde der Gelse. Für Fledermäuse und die meisten Vögel sind Gelsen allerdings zu klein, um als Nahrung interessant zu werden.
Die Lebenserwartung der Weibchen beträgt ungefähr zwei Monate, die der Männchen ist hingegen bedeutend kürzer.
Fortpflanzung und Entwicklung
Das Weibchen wird von den männlichen Gelsen an einem höheren Flugton, der etwa 350 Hertz beträgt, erkannt. Im Folgenden stürzen sich die Männchen auf das Weibchen und sinken gemeinsam zur Paarung zu Boden. Das befruchtete Weibchen überwintert an geschützten Stellen. Am See vorwiegend im Schilf, bei Pfahlbauten oder in abgedeckten Booten.
Zur Produktion der Eier benötigt die weibliche Gelse nach der Paarung Proteine. Da Nektar und Fruchtsäfte, die das Weibchen sonst als Nahrung aufnimmt, keine Proteine enthalten, ist das Saugen von Blut erforderlich.
Die weibliche Gelse legt im Frühjahr 200 bis 300 zusammenklebende Eier auf der Wasseroberfläche ab. Zwischen den einzelnen Eiern sind Luftblasen eingeschlossen, die das Untergehen sogar bei starkem Wind verhindern.
Aus den Eiern schlüpfen Larven, die an der Oberfläche hängen und durch ein Atemrohr Sauerstoff aufnehmen. In einem Liter Wasser können bis zu 1.000 Larven vorkommen. Sie ernähren sich von Schwebeteilchen, Algen und Kleinsttieren.
Nach viermaliger Häutung schlüpft aus der Larve eine Puppe, die durch Hörner, die von der Brust bis zur Wasseroberfläche reichen, atmet. In der letzten Phase entwickelt sich aus der Puppe ein Imago. Damit ist die Gelse ausgewachsen. Die ganze Entwicklung dauert etwa 20 Tage, bei warmen Temperaturen ist weniger Zeit erforderlich.
Ablauf eines Stiches
Vor allem in der Dämmerung und Nacht muss man mit Gelsen rechnen, die auf der Suche nach einem geeigneten Wirt sind. Sie sind in der Lage Körperwärme, ausgeatmeten Wasserdampf, CO2, Schweißgeruch und andere tierische und menschliche Gerüche wahrzunehmen. Zur Landung auf dem Wirtskörper orientiert sich die weibliche Gelse durch ihre Facettenaugen. Danach wird eine Hautstelle mit darunter liegendem Blutgefäß gesucht, in die sie mit dem Stechrüssel einbohren kann. Der Stich selbst ist nur mit geringem Schmerz verbunden, wenn der Rüssel auf einen Schmerznerv trifft.
Die Gelse gibt in die Wunde etwas Speichel ab, der das Blut verflüssigt und eine Gerinnung verhindert, damit das Blut im Stechrüssel nicht zu klumpen beginnt und ihn verstopft. Dadurch wird zusätzlich der Blutfluss zur Wunde verstärkt. Durch das Saugen des Blutes schwillt der Hinterleib der Gelse an und wird rot.
Folgen eines Stiches
Der Speichel, der beim Aufsaugen des Blutes in die Wunde abgegeben wird, führt beim Menschen zu unangenehmen Juckreiz, Errötung der Einstichstelle und zur Bildung eines Dippels. Bei manchen Menschen kann es eine Allergie zur Folge haben, da der Speichel ein Fremdkörper für den Körper ist.
Der Juckreiz wird durch Proteine ausgelöst, die sich im Speichel befinden. Es gibt viele Hausmittel, die mehr oder weniger gut funktionieren, wie man den Juckreiz verhindern kann. Manche halten eine heiße Tasse Tee oder Kaffee an die Wunde, da die Proteine des Speichels bei 45°C zerstört werden. Es soll ebenfalls helfen die Wunde mit Essig einzureiben. Andere schwören darauf, kalte Kompressen aufzulegen oder etwas Speichel oder verdünnten Alkohol auf der Stelle zu verteilen. In Apotheken und Drogeriemärkten gibt es ebenfalls ein großes Angebot an verschiedenen Salben, Stiften und Cremen gegen den Juckreiz.
Krankheitsübertragung
Bei den Gelsenarten in Mitteleuropa kommt es in der Regel zu keiner Krankheitsübertragung. Die Gelse steht allerdings im Verdacht, leichte Erkrankungen und virale Infekts übertragen zu können. Die Erkrankung bleibt allerdings oft unbemerkt, da sie als Erkältung gedeutet wird.
Die Gelsenarten, die in Österreich vorkommen, übertragen das für Amseln tödliche Virus Usutu. Für den Menschen besteht keine Gefahr!
Gelsenabwehr und Gelsenbekämpfung
Die beste Variante zur Gelsenabwehr ist die mechanische Methode mittels Fliegengitter und Moskitonetz. Am Neusiedler See ist es ein guter Rat, Aktivitäten im Freien in der Dämmerung und Nacht gänzlich zu unterlassen.
Auch die bakterielle Gelsenbekämpfung konnte in manchen Regionen, wie beispielsweise am Chiemsee, große Erfolge erzielen. Dabei wird das Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis (BTI), das zum Absterben der Larven führt, mit Hubschraubern ausgebracht.
Es sind mehrere Pflanzen und Gerüche bekannt, die auf die Gelse abschreckend wirken und als ätherische Öle zur Abwehr verwendet werden können: Paradeiser, Lemongrass, Lavendel, Zitrone, Zypresse, Teebaum, Nelke, Melisse und Zeder. Meist sind allerdings sogenannte Repellenzien oder Repellents wirksamer. Es handelt sich dabei um insektenabwehrende Cremen, die den Körpergeruch verändern und damit den Gelsen die Lust am Stechen nehmen.