Schilf
Schilf, eigentlich Schilfrohr (Phragmites communis), ist ein Süßgras, das hauptsächlich im Uferbereich stehender oder langsam fließender, seichter Gewässer vorkommt.
Vorkommen
Schilf findet sich vornehmlich in feuchter Umgebung, am häufigsten im Uferbereich von Steppenseen, da deren schlammiger, stickstoffhaltiger Boden für das Schilf den passenden Untergrund bietet. Die Vermehrung erfolgt durch bis zu 20 Meter lange Ausläufer, sodass weite Schilfbestände aus einer einzigen Pflanze entstehen können und sich zu einem mehrere Kilometer breiten Schilfgürtel ausbilden können. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen trägt das zur Verlandung des Gewässers bei.
Wirtschaftliche Nutzung
Schilfrohr wird wirtschaftlich unter anderem als Dachdeckmaterial und zunehmend auch zur Wärmegewinnung genutzt. Zahlreiche Hütten in der Ruster Bucht sind mit Schilf gedeckt. Es eignet sich zudem als Baustoff für Passivhäuser, da es wasserabweisend, schimmelresistent und dämmend ist. Schilfgeflechte aus dem Burgenland werden inzwischen bis in die USA exportiert. Einen weiteren positiven Aspekt kann Schilf für sich verbuchen: es nutzt das Sonnenlicht 3x effektiver, als vergleichbare Pflanzen, nimmt also mehr CO2 auf und gibt mehr Sauerstoff ab.
Schilfgürtel am Neusiedler See
Der Schilfgürtel des Neusiedler Sees ist der zweitgrößte zusammenhängende Schilfbestand Europas, lediglich jenes des Donaudeltas ist größer. Es hat sich in seiner heutigen Form ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ausgebildet und beläuft sich heute auf etwa 178 Quadratkilometer, bedeckt also mehr als die Hälfte der Seefläche. Niedrigwasserstände nach der Regulierung durch den Einserkanal und Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft und den umliegenden Ortschaften haben das ohnehin schnelle Wachstum des Schilfrohrs wesentlich gefördert. Schilfrohr wächst in nur sechs Wochen, von April bis Juni 2m hoch.
Der Schilfgürtel besteht praktisch aus einer einzigen Pflanzenart. Da die Blattfläche des Schilfs sechsmal größer ist, als die von der Pflanze eingenommene Wasserfläche, ist das Schilf nur schwer durchdringbar und nur wenige Pflanzen schaffen es, sich im Schatten des Schilfs zu behaupten. Eine gewisse Abwechslung bietet das Wechselspiel zwischen Kanälen und freien Wasserflächen mit Schilfbeständen verschiedenen Alters. Im Schilf sedimentieren in den See eingetragene Nähr- und Schadstoffe, sodass der Schilfgürtel gewissermaßen als natürliche Kläranlage dient. Daraus erklärt sich auch die bräunliche Wasserfärbung und die im Vergleich zum Freiwasserbereich des Neusiedler Sees hohe Sichttiefe. Hier finden organische Abbauprozesse statt und in den geschützten Kanälen kann der Wind das Wasser nicht ständig aufwirbeln.
Der Schilfgürtel bietet Lebensraum für eine Unzahl wirbelloser Tiere, Säugetiere und Vögel. Den meisten Fischarten des Neusiedler Sees dient der Schilfgürtel als Laichplatz.
Aus dem Schilfgürtel haben sich einige Inseln in Ufernähe herausgebildet. Im dichten Gürtel bilden sich an vielen Stellen "Schilflichtungen" aus, die als Blänken bezeichnet werden. Bedingt durch die nordwestliche Luftströmung wächst am Ostufer des Sees wesentlich weniger Schilf als am Westufer.