Einserkanal

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Einser Kanal
Der Einser-Kanal (ungarisch Hansági-főcsatorna) ist ein künstlich angelegter Entwässerungskanal und der einzige Abfluss des Neusiedler Sees. Er wurde nach zweijähriger Bauzeit im Jahr 1895 fertiggestellt und dient der Entwässerung der Hanságsümpfe sowie Regulierung des Wasserstandes. Der Kanal ist rund 30 km lang und im Schnitt 4,8 m tief und 7-15 m breit.

Geschichte

Brücke von Andau
Zu Zeiten der Monarchie in Österreich gab es einerseits Hochwasserperioden die ganze Ortschaften überschwemmten und andererseits Zeiten, in denen der See völlig austrocknete (zuletzt 1864 bis 1870). Aus diesen Gründen wuchs das Bedürfnis an der Möglichkeit, den Wasserstand am See beeinflussen zu können. Der Einser-Kanal ist der einzige von ursprünglich zehn geplanten Kanälen die der Entwässerung und Fruchtbarmachung der Gegend südlich des Neusiedler Sees dienen sollte, der auch fertiggestellt wurde. Ein zweiter Kanal wurde begonnen, die Arbeiten aber nicht fertiggestellt. Auf älteren Landkarten sind die geplanten Kanäle noch eingetragen.

Über den Einser-Kanal führt auch die legendäre Brücke von Andau, über die 1956 über 70 000 Ungarn nach Östereich flüchteten. Gut überblickbar ist der Kanal an der Grenzbrücke bei Pamhagen im Burgenland.

Verlauf

Der Kanal verläuft anfänglich unmittelbar parallel zur Grenze zwischen Österreich und Ungarn. Er entwässert den Neusiedler See zur Donau hin. Auf ungarischem Staatsgebiet mündet der Einser-Kanal in die im Einflussbereich stark regulierte Rabnitz.

Wasserstand und Regulierung

Die Wassermenge, die über den Einserkanal aus dem See abfließt, ist über eine Schleuse regulierbar. Seit 1965 regelt ein bilaterales Abkommen, ab welchem Wasserstand, gemessen an der Wehranlage in Mekszikópuszta, die Schleuse geöffnet wird. Seit 2001 wird die Schleuse zu folgenden Zeiten und bei Überschreitung folgender Wasserstände geöffnet:

Oktober - Februar > 115,70 müA 
März & September > 115,75 müA 
April - August > 115,80 müA 

Werden diese Werte unterschritten, wird die Schleuse wieder geschlossen. Nach oben hin werden je nach Witterung Abweichungen bis zu 5 cm toleriert, bevor die Schleuse geöffnet wird. Die Schleusenkapazität liegt maximal bei 15 m³ pro Sekunde bzw. bei 1,3 Mio m³ pro Tag. Das bedeutet, dass bei einer Hochwassersituation die Schleuse beispielsweise etwa 25 Tage voll geöffnet sein müsste, um den Wasserspiegel des Sees um 10 cm zu senken.

Das Gefälle des Kanales über die Raab zur Donau ist so gering, dass im Fall der Hochwasserführung beider Flüsse ein Rückstau entsteht. Dadurch wird das Wasser in den See zurückgedrängt . Die Strömung im Kanal kommt vor allem bei Nordwestwinden zustande. Ein weiteres Problem kann ist der Wasserstand der Ikva. Der bei Schattendorf entspringende Fluss mündet rund vier Kilometer ostsüdostwärts von Pamhagen in den Einserkanal. Donau, Raab und Ikva führen bei starken Niederschlägen so viel Wasser, dass im Kanal keine Kapazität für die Entwässerung des Neusiedler Sees bleibt. Dennoch fließen über dem Einser-Kanal jährlich einige Millionen Kubikmeter Wasser vom Neusiedlersee über die Rabnitz in die Donau ab. Die Bedienungsvorschrift für die Schleuse am Einserkanal richtet sich nach dem Mittel der Niederschläge der letzten drei Jahre.

Der Einser-Kanal hat zu einer Absenkung des Salzgehaltes und gleichzeitig zu einem Anwachsen des Schilfgürtels im Neusiedler See geführt. Der Kanal ist beiderseits von einem Damm umgeben. Schwäne brüten in seinem dichten Schilfgürtel, der den Kanal zum Teil auf zwei bis vier Meter einengt.

Alternativen

Zugefrorener Einser Kanal
Vor dem Hintergrund der niedrigen Wasserstände im Neusiedler See während der letzten Jahre prüft die Burgenländische Landesregierung derzeit verschiedene Möglichkeiten der künstlichen Wasserzuleitung in den See. Ziel dieser Dotation soll es sein, das Auftreten niedriger Wasserstände bzw. eine mögliche Austrocknung des Sees und damit verbundene Versalzung zu verhindern. Darüber hinaus wird überlegt, den Regelwasserstand der Schleuse am Einserkanal auf 115,8 m.ü.A. oder 116,0 m.ü.A. anzuheben und neue Überschwemmungsräume zu schaffen und alte Überschwemmungsgebiete wieder frei zu geben.

Warum auf eine Schleusenregelung nicht gänzlich verzichtet werden kann und der Kanal so ständig geschlossen bliebe, liegt an den unterschiedlichsten Interessensgruppen. Während Wassersportler und Fischer Pegelanstiege begrüßen, entstehen an landwirtschaftlichen Nutzflächen Schäden. Auch das Kanalsystem der Seegemeinden wäre betroffen. Da der Bund in diesem Fall schadenersatzpflichtig würde, müssen extreme Wasseranstiege hintangehalten werden. Seit 1.3.2000 ist die Schleuse durchgehend geschlossen. Aus diesem Grund spielt der Einserkanal seit 2001 keine Rolle mehr. Der Grenzpegelstand von 115,65 müA wurde bislang nicht mehr erreicht.

Studien zufolge müssten in Summe ca. 45 Mio m³ Wasser zugeleitet werden, um den Wasserspiegel des Neusiedler Sees von 115,50 müA auf 115,65 müA anzuheben. Bei einem Durchfluss von ca. 2000 m³/sec müsste die Donau etwa 6 Stunden lang direkt in den See geleitet werden, um diese Menge zu erzielen.

Realistischer ist allerdings eine Einleitung von 20 – 30 m³/sec, was auch dem Fassungs- u. Transportvermögen des Einserkanals entspräche. Um den Wasserspiegel im See um 15 cm zu heben müsste also 1% des Durchflusses der Donau ca. 1 Monat lang eingeleitet werden. Dies hätte freilich einen enormen biologischen Einfluss auf den Neusiedlersee.

Bedeutung des Kanals für die Fauna im Neusiedlersee

Den Hauptbestand an Friedfischen im Neusiedlersee bilden Schleie (Tinca tinca), Brachse (Abramis brama), Gibel (Carassius auratus gibelio), Güster (Blicca bjoerkna), Laube (Alburnus alburnus), Rotauge (Rutilus rutilus) und Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus). Der allerdings massenhaft auftretende Sichling (Pelecus cultratus) kam ursprünglich nicht vor. Er ist über den Einserkanal aus dem Donausystem zugewandert.

Galerie


Weblinks